Die Gleichberechtigung der Frau ist das herausstechendste Merkmal des modernen Judentums und schlägt sich in allen Bereichen des Gemeindelebens nieder.

 

Im Gebetsraum sitzen unsere Frauen nicht getrennt von den Männern, sie sind Teil des Minjan, sie werden zur Tora aufgerufen und sie können, wie unsere ehemalige Gemeinderabbinerin gezeigt hat, ein rabbinisches Amt ausüben..

 

Ein logischer Schritt, denn schon RaMbaM (12. Jahrhundert) lehrt, dass Frauen die Torah-Rolle halten und aus ihr lesen dürfen. Ebenso verhält es sich mit dem Besuch der Mikwe, die heute gar als Symbol eines neuen weiblichen Feminismus wiederentdeckt wird und nicht mehr der verheirateten, streng frommen, fruchtbaren Frau allein dient.

 

Als weltweit erste Frau wurde 1935 die Berlinerin Regina Jonas zur Rabbinerin ordiniert, der damals führende Vertreter des deutschen Judentums - Leo Baeck - begrüßte sie daraufhin als seine Kollegin und bestätigte später nochmals ihr Rabbinerdiplom. Die weltweit erste Rabbinerin verstand sich weder als Feministin, noch als Reformjüdin und argumentierte stets aus der ureigenen jüdischen Tradition heraus.

 

Neun Jahre später starb sie im KZ. nur mit 42 Jahren. Die nächste Ordination einer Frau in Deutschland (Alina Treiger- die erste Rabbinerin nach der Shoa) fand erst 2010 durch ein progressives Organ statt. Im Ausland haben mittlerweile selbst orthodoxe Strömungen ihren Widerstand gegen Frauen im rabbinischen Amt aufgegeben. Dennoch sind Frauen im Rabbineramt derzeit ironischer Weise in Deutschland lediglich in progressiven Gemeinden zu finden, während konservative Einheitsgemeinden sich die Funktionsträger der progressiven Bewegung zu Eigen machen und Gemeindesäle nach ihnen benennen. Die vorgebrachten Gegenargumente zielen zumeist auf vorgeschobene traditionalistische Überlegungen ab, die selbst in den eigenen Reihen weder verwurzelt sind, noch überzeugen können.

 

Das religiöse Leben der Gemeinde „Perusch“ wurde über acht Jahre (2013 - 2022)  ganz selbstverständlich von einer Frau – Rabbinerin Natalia Verzhbovska - geführt. Die Frauen unserer Gemeinde sind im jüdischen Leben verwurzelt, was weit über ihre traditionelle Rolle hinaus geht.